Insgesamt 42 TeilnehmerInnen spazierten bei sommerlichen Temperaturen bei der diesjährigen Genusswanderung am 29. Juni 2018 von der Ortsmitte am Friedhof vorbei und über den Höhenweg zur Balzholzer Hütte. Dort erwarteten Elke Schweizer und Petra Cejpa mit süßen Genüssen und leckeren Proseco-Variationen.
Jutta Hartmann berichtete von ihren Recherchen über den Albtrauf – den ja sowieso nur Schwaben kennen.
Der Albtrauf also ist der Albrand, der felsige Steilabfall der Alb im Norden. Man muss sich die Alb als eine gekippte Erdscholle vorstellen, die auf der Neckarseite alles Land überragt.
Die Alb erstreckt sich über ca. 140 km von Süd/West nach Nord/Ost. Will man jedoch den Albtrauf erwandern muss diese Ausdehnung vervielfältigen, das weiß ja jeder, der schon einmal vom Hohenneuffen bis zum Beurener Fels den Albtrauf entlanggewandert ist. Es ist faszinierend, wie sich der Blick ins Tal von jedem Aussichtspunkt komplett anders darstellt.
Die Sache mit dem Wort Albtrauf ist interessant, und wenn man darüber nachdenkt ist es tatsächlich so, wir kennen keinen Schwarzwaldtrauf, keinen Eifel- oder Rhöntrauf, unser Albtrauf ist etwas Einmaliges, sowohl landschaftlich als auch sprachlich.
Anschließend an diesen Gedanken marschierten die Landfrauen und Gäste über den Philosophenweg zum Landfrauenbänkle. Bedingt durch das schöne Wetter hatten sie unterwegs einen wunderschönen Blick auf Beuren, im Hintergrund den Engelberg, den Albtrauf mit dem Beurener Fels bis zum Fernsehturm.
Die Damen vom Vorstand haben sich wieder viele Gedanken gemacht, damit die Genusswanderung auch dieses Jahr wieder eine besondere Veranstaltung wird und begrüßten die TeilnehmerInnen mit herzhaftem Fingerfood, Weisswein und Rotwein am Landfrauenbänkle. Sowohl der Weisswein (Silvaner) als auch der Rotwein (Acolon) reifen unterhalb des Albtraufs.
Dies wiederrum war auch das Stichwort für Jutta Hartmann, die das Gefühl aufnahm
wenn wir heute hier an unserem herrlichen Albtrauf stehen und in die Landschaft schauen, tun wir etwas, was vor hundert Jahren undenkbar war,
an einem Werktag nichts zu tun und nichtsnutzig herumzulaufen war einfach undenkbar! Und vermutlich kennt jeder von uns Geschichten von älteren Herrschaften, die immer mit irgend einem Arbeitsgerät unterwegs waren, man wollte ja nicht den Anschein erwecken „ohne was zom do“ einfach herumzuspazieren.
Als der schwäbische Albverein 1880 gegründet wurde, war es noch nicht üblich zu wandern. In einem Vereinsblatt war über die Anfangszeit zu lesen:
Die wirtschaftlichen Verhältnisse und wohl auch die Lebensart der Schwaben wiesen auf Vermeidung jeglicher nicht unbedingt nötiger Ausgaben hin.
Als wir Landfrauen am Anfang unserer Osterbrunnenaktion unten am Haldenhof beim Girlanden binden waren, meinte Doris Schnerring einmal, als ein Jogger vorbeikam:
Wenn die aständig schaffa dätat no miasted se net so narret in der Gegend rom sprenga.
Es spiegelt schon deutlich wieder, was früher wichtig war. Das Leben auf dem Land war meist karg und arbeitsreich und für so was Nutzloses wie Wandern hatte man einfach keine Zeit.
Die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation auf dem Land trug dann wesentlich dazu bei, dass man begann, seine Zeit auch mit Dingen zu verbringen, die nicht nur dem Broterwerb dienten.
Jutta Hartmann ist der Meinung, dass unsere schwäbischen Dichter und Denker einen großen Anteil daran haben, dass die Bevölkerung irgendwann anfing wahrzunehmen, in welch einer herrlichen Landschaft wir hier leben. Die wohl berühmtesten Gedanken über die Schwäbische Alb hat wohl unser schwäbischer Dichter Eduard Mörike hinterlassen:
Im Stuttgarter Hutzelmännlein feierte er den Anblick der Alb:
„Mit großen Freuden sah er bald von der Bempflinger Höhe die Alb als eine wundersame blaue Mauer ausgestreckt. Nicht anders hatte er sich immer die schönen blauen Glasberge gedacht, dahinter, wie man ihm als Kind gesagt, soll der Königin Saba Schneckengärten liegen.“
Nach schönen Stunden über Beuren kehrten alle zum Ausklang ins Bürgerhaus. Dort erwartete uns ein schwäbischer Genuss in Form von Spanferkel mit verschieden Salaten. Für alle Genusswanderer war der Nachmittag bei herrlichstem Sommerwetter ein voller Erfolg.